Wechseljahre
Auf dem Arbeitsmarkt gehört die Gruppe der Frauen 50+ zu den am schnellsten wachsenden. Es lohnt sich für Unternehmen, Arbeitnehmerinnen in dieser Phase zu unterstützen, um sie im Arbeitsmarkt zu halten und Absenzen zu vermeiden. Durch die Vermeidung von Absenzen kann das Unternehmen wiederum Kosten einsparen. Die Wechseljahre können beeinflussen, wie Frauen arbeiten und ob sie arbeiten.
Die Wechseljahre sind eine natürliche Lebensphase der Frau, die mit dem Ende der fruchtbaren Zeit einhergeht. In dieser Zeit kommt es zu hormonellen Veränderungen, wobei insbesondere die Produktion der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron sinkt. Die Wechseljahre treten meist im Alter zwischen 45 und 55 Jahren auf. In der Schweiz trifft dies aktuell auf rund eine Million Frauen zu. Für viele Frauen ist diese Zeit mit grossen Belastungen und Herausforderungen verbunden, da sie unter diversen Symptomen leiden können. Die Anzahl Symptome und deren Dauer sind individuell und sehr unterschiedlich.
Eine im Juli 2023 durchgeführte Schweizer Studie zu den Wechseljahren am Arbeitsplatz zeigt den Ernst der Lage auf (OTII, 2024). 59 % der befragten Frauen fühlten sich weniger selbstbewusst als noch zuvor. Etwa 45 % der Befragten nannten mindestens ein Symptom, das sie während der Arbeit beeinträchtigt. Etwa ein Fünftel der Frauen hatten so starke Symptome, dass sie sich krankmelden mussten. Knapp die Hälfte der Frauen (48 %) waren besorgt darüber, wie ihre Arbeitsleistung wahrgenommen wird. Diese Unsicherheit beeinflusst sowohl das Arbeitsklima als auch die Produktivität. Wenn Frauen mit Beschwerden alleingelassen werden, wirkt sich das nicht nur auf ihre Gesundheit, sondern auch auf ihre Motivation und Leistung aus.
Wechseljahre betreffen nicht nur Frauen! Auch Männer durchlaufen eine hormonelle Umstellungsphase, die als Andropause bezeichnet wird. Diese Phase betrifft vor allem Männer zwischen dem 40. Und 50. Lebensjahr. Ähnlich wie bei Frauen kann diese Lebensphase mit körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen einhergehen. Die Symptome ähneln dabei häufig jenen der weiblichen Wechseljahre.
Wie Unternehmen Betroffene in den Wechseljahren unterstützen können
Für Unternehmen lohnt es sich, Mitarbeitende in dieser Lebensphase gezielt zu unterstützen – nicht nur, um ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten, sondern auch, um Absenzen zu reduzieren und langfristige Fachkräfte zu binden.
Im Folgenden finden Sie einige konkrete Ansatzpunkte, wie Sie dies in der Praxis umsetzen können:
- Offene Gesprächskultur fördern
Eine Unternehmenskultur, in der die Wechseljahre nicht tabuisiert werden, ermöglicht es betroffenen Frauen, offen über ihre Situation zu sprechen. Sowohl Führungskräfte als auch die Arbeitskolleginnen und -kollegen sollten für das Thema sensibilisiert werden. Menopause muss zum Thema gemacht werden! - Raum für individuelle Bedürfnisse schaffen
Frauen sollten die Möglichkeit haben, sich mitzuteilen – sei es in Einzelgesprächen, über Vertrauenspersonen oder durch interne Unterstützungsangebote. So lassen sich individuelle Lösungen finden, die den Betroffenen den Arbeitsalltag erleichtern. Es ist wichtig, dass Frauen offen ihre Bedürfnisse kommunizieren können und dürfen. - Flexible Arbeitsmodelle anbieten
Gleitzeit oder Homeoffice können eine grosse Entlastung darstellen, insbesondere bei Schlafstörungen oder erhöhter Erschöpfung. Solche Massnahmen ermöglichen es, besser auf die persönliche Leistungsfähigkeit Rücksicht zu nehmen. Im Unternehmen könnten beispielsweise auch Ruheräume oder Rückzugsorte geschaffen werden, die von Betroffenen bei besonders starken Beschwerden vor Ort genutzt werden können. - Enttabuisierung fördern
Gezielte Aufklärung und die Sensibilisierung für das Thema Wechseljahre können dazu beitragen, bestehende Tabus abzubauen. Schulungen und Workshops für Führungskräfte sowie Mitarbeitende im HR-Bereich bieten hierbei eine wertvolle Möglichkeit, Wissen zu vermitteln und ein besseres Verständnis für die Herausforderungen betroffener Personen zu schaffen. - Austausch fördern
Im Unternehmen könnten gezielte Erfahrungsaustauschgruppen oder Netzwerke ins Leben gerufen werden, in denen Betroffene sich offen über ihre Erfahrungen austauschen können. Solche Formate könnten beispielsweise in Form von «Menopause Cafés» stattfinden – informelle Treffen, die Raum für Gespräche, Unterstützung und gegenseitige Stärkung bieten.
Ein bewusster Umgang mit dem Thema Wechseljahre fördert nicht nur das Wohlbefinden der betroffenen Personen, sondern auch eine langfristige Arbeitszufriedenheit und -fähigkeit.