Stress - Umgang und Prävention
«Stress» ist ein Modewort. Allüberall heisst es: «Ich bin im Stress.» Meist ist damit gemeint, dass man unter Zeitdruck steht. Doch Stress ist mehr als nur ein Mangel an Zeit: Er entsteht, wenn eine als wichtig erachtete Aufgabe mit den verfügbaren Ressourcen wie Zeit, Fähigkeiten oder Erfahrungen nicht lösbar scheint. Diese Diskrepanz kann einen inneren Spannungszustand hervorrufen, der auf Dauer die Gesundheit beeinträchtigen kann.
Diese Gesundheitsgefährdung ist paradoxerweise auf einen körpereigenen Urtrieb zurückzuführen: In Gefahren- und damit Stresssituationen schüttet der Körper Stresshormone aus, um kurzfristig mehr Energie bereitzustellen. Diese Reaktion ermöglicht es, schnell und angemessen auf die Gefahrensituation zu reagieren. Puls und Blutdruck steigen, die Atmung wird flacher, die Muskeln spannen sich an.
Kurzzeitiger Stress ist dabei grundsätzlicher unproblematisch – er gehört zum Alltag und kann sogar leistungsfördernd wirken. Auch im Berufsleben gibt es immer wieder Phasen oder Tage, die besonders herausfordernd sind.
Bei langanhaltendem und dauerhaftem Stress kann die bereitgestellte zusätzlich Energie vom Körper nicht mehr abgebaut werden – sie staut sich regelrecht an. Dem Körper fehlen die nötigen Erholungsphasen, was dazu führt, dass er sich langfristig nicht mehr erholen kann und aus dem Gleichgewicht gerät. Die Folge: Der Organismus kann sich nicht mehr ausreichend regenerieren. Langfristig kann das zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen – beispielsweise zu Erschöpfungszuständen oder einem Burnout.
Zu den häufigsten Stresssignalen auf psychosomatischer Ebene zählen Müdigkeit sowie Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen. Emotional zeigt sich Stress oft durch Gereiztheit, innerer Unruhe, Ängste oder die Schwierigkeit, nach der Arbeit abzuschalten. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) schätzt, dass Stress am Arbeitsplatz die Schweizer Wirtschaft jährlich mindestens 4 Milliarden Franken kostet.
Wie kann ein Betrieb gegen Stress am Arbeitsplatz vorgehen?
Langfristig erfolgreiche Massnahmen zur Stressprävention müssen auf zwei Ebenen ansetzen: bei den Mitarbeitenden und bei den Führungskräften.
- Ebene Mitarbeitende:
Mitarbeitende sollten lernen, Belastungen frühzeitig zu erkennen, diese zu reduzieren und konstruktiv mit ihnen umzugehen. Dazu gehören eine gute Selbstorganisation, effektives Zeitmanagement, das frühzeitige Einfordern von Unterstützung sowie regelmässige Bewegung und aktive Erholung. Der Betrieb kann sie in ihren Bemühungen mit Weiterbildungsangeboten unterstützen.
- Ebene Führungskräfte:
Führungskräfte nehmen eine zentrale Rolle bei der Stressprävention ein. Sie können durch die Gestaltung förderlicher Arbeitsbedingungen und ein wertschätzendes Klima entscheidend zur Entlastung beitragen. Wichtig ist zudem, dass sie lernen, Belastungssignale – bei sich selbst und im Team – frühzeitig wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren.
In Zeiten, in denen die Arbeitskomplexität und der Zeitdruck weiter zunehmen, wird Stressprävention zur Schlüsselkompetenz – für Führungspersonen und Mitarbeitenden gleichermassen.