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Raucher-Pavillons verändern die Haltung der Mitarbeitenden zum Rauchen

Das Kantonsspital Aarau setzt sich für den Schutz vor Passivrauch und die Förderung des Nichtrauchens ein. Die Massnahmen setzen sowohl an den Verhältnissen wie auch am Verhalten an.

Rauch-Prävention als Thema des Betrieblichen Gesundheitsmanagements

In der Schweiz sterben jährlich 9'500 Personen frühzeitig an den Folgen des Tabakkonsums (rund 14% der jährlichen Todesfälle). Die Hälfte aller Personen, die regelmässig rauchen, stirbt frühzeitig. Laut dem Bundesamt für Gesundheit belaufen sich die jährlichen Erwerbsausfallskosten aufgrund erkrankten oder arbeitsunfähigen Rauchenden auf 3.9 Milliarden Franken. Hinzu kommen Kosten für die medizinische Behandlung dieser Krankheiten. Diese belaufen sich auf 1.7 Milliarden Franken pro Jahr. Viele dieser Fälle landen früher oder später im Spital. Es liegt auf der Hand, dass sich ein Spital die Frage stellen muss: «Wie stehen wir eigentlich zum Thema Rauchen?». Genau diese Frage hat sich das Kantonsspital Aarau (i.F. KSA) gestellt und den Stein ins Rollen gebracht. Im Jahr 2014 wurde das KSA Mitglied beim FTGS, dem «Forum Tabakprävention und Behandlung der Tabakabhängigkeit in Gesundheitsinstitutionen Schweiz», das Qualitätsstandards und Kriterien für tabakfreie Gesundheitsunternehmen zur Verfügung stellt. Martina Zwanenburg, BGM-Verantwortliche des KSA, sagt «Die Kriterien machten schnell klar, was zu tun ist». Es war nie das Ziel, Raucher und Raucherinnen zu stigmatisieren, sondern vor Passivrauch zu schützen und das Nichtrauchen zu fördern. Zum Schutz vor Passivrauch ist das Rauchen heute nur noch in den sogenannten Raucher-Pavillons erlaubt. Diese Massnahme betrifft die Ebene der Verhältnisprävention. Auf der Ebene der Verhaltensprävention fördern diverse Aktivitäten und Angebote das Nichtrauchen.

Vorbereitungen auf «KSA rauchfrei»

Als erstes wurde eine Arbeitsgruppe «KSA rauchfrei» gebildet. Frau Zwanenburg betont, dass in dieser Arbeitsgruppe von Anfang an wichtige Entscheidungsträger dabei waren. Dies sei ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Projekt «KSA rauchfrei» gewesen. Nach der Präsentation vor der Geschäftsleitung 2014 fiel der offizielle Startschuss für das Projekt. Die Projektgruppe legte sehr viel Gewicht auf eine umfassende und frühzeitige Kommunikation. Die entsprechenden Massnahmen begannen ein dreiviertel Jahr vor der Umstellung auf «KSA rauchfrei». Begleitend wurde eine InformationsBroschüre erstellt und die interne RauchstoppBeratung für Mitarbeitende und Patienten/-innen aktiv beworben. Eine weitere Broschüre fasst die zentralen Aspekte der Rauchfreistrategie zusammen und wird an Mitarbeitende sowie Patienten/-innen im KSA abgegeben.

Sechs Monate vor der Umstellung wurden die sechs Raucher-Pavillons auf dem Areal des KSA aufgestellt. In dieser Testphase war das Rauchen noch überall auf dem Gelände erlaubt. Aber die Pavillons wurden von Mitarbeitenden und Patienten/-innen bereits rege genutzt, da sie einen geschützten Rückzugsort bildeten. In der Testphase wurden die Rauchenden aktiv miteinbezogen. Die Pavillons wurden mittels Befragungen und Interviews evaluiert und gemäss den Rückmeldungen der Rauchenden leicht angepasst.

Erfolgreiche Umstellung auf «KSA rauchfrei»

Im September 2015 war es schliesslich soweit, das KSA wurde rauchfrei. Ab diesem Zeitpunkt war es nicht mehr erlaubt, auf dem Areal ausserhalb der Raucher-Pavillons zu rauchen. Dies gilt für Patienten/-innen und Angehörige genauso wie für die Mitarbeitenden. An den Zugängen zum KSAAreal machen Bodenmarkierungen darauf aufmerksam, dass das gesamte KSA rauchfrei ist. Für Mitarbeitende ist das Rauchen nur noch in den Pausen erlaubt. «Die konsequente Durchsetzung dieser Regelung steht und fällt mit den Linienvorgesetzen», ist Frau Zwanenburg überzeugt. Daher sei es wichtig, die Linie gut zu informieren und frühzeitig ins Boot zu holen. Da versprochen wurde, dass Raucher und Raucherinnen nicht stigmatisiert werden sollten, war es klar, dass nicht mit Bussen oder Drohungen gearbeitet werde. Auch aus diesem Grund war es wichtig, dass die Führungskräfte hinter dem Projekt standen und selbst mit gutem Beispiel voran gingen. Dank der guten Vorarbeit und intensiven Kommunikation verlief der Übergang dann reibungslos. «Wenn wir Raucher/-innen im Areal ausserhalb der Pavillons antreffen, dann sind das keine Mitarbeitenden sondern Patienten/-innen und Angehörige, die das Verbot vergessen haben», sagt Frau Zwanenburg. Die Akzeptanz für die Umstellung auf Rauchfreiheit sei bei den Mitarbeitenden branchenbedingt hoch. In einem Spital ist Gesundheit das zentrale Thema. Der Grossteil der nichtrauchenden und rauchenden KSA-Mitarbeitenden ist sich einig, dass es höchste Zeit gewesen sei, dass sie als Gesundheitsinstitution diesen Schritt gemacht haben. Seit der Umstellung nahmen mehr Mitarbeitende die interne Rauchstopp-Beratung in Anspruch. Die Veränderung der Verhältnisse führte also zu einer Änderung des Verhaltens und der Haltung der Mitarbeitenden. Am 31. Mai, dem Tag des Nichtrauchens, finden jeweils diverse Aktionen rund um das Thema Nichtrauchen statt. Unterstützt wird das KSA dabei vom «Unternehmen rauchfrei» sowie der Lungenliga Aargau. Eine wichtige Zielgruppe innerhalb der Mitarbeitenden sind die Lernenden. Diese werden an Informationsveranstaltungen innerhalb ihrer Ausbildung für das Thema sensibilisiert und dabei unterstützt, erst gar nicht mit dem Rauchen anzufangen.

Gefragt nach Stolpersteinen bei der Umsetzung des Projekts «KSA rauchfrei», meint Frau Zwanenburg, dass sie erstens die Führungskräfte noch mehr in die Pflicht nehmen müsse, da diese eine Schlüsselrolle innehaben. Einerseits liege es an ihnen, die neuen Regeln im Team umzusetzen und andererseits habe ihr eigenes Verhalten in Puncto Rauchen eine Vorbildwirkung auf die Mitarbeitenden. Zweitens sei bei der Positionierung der Raucher-Pavillons zu beachten, dass der örtlich konzentrierte Rauch nicht in die Gebäude ziehe.

Blick in die Zukunft

In Zukunft soll noch mehr für die Förderung des Nichtrauchens getan werden. Als Nächstes wird der Fokus vermehrt auf die Patienten gelegt. Diese sollen bei Einlieferung nach ihrem Raucherstatus gefragt und auf Wunsch bei der Rauchstopp-Beratung angemeldet werden. «Im Moment einer Hospitalisierung sind die Rauchenden gut erreichbar, da das Thema Gesundheit für sie im Vordergrund steht», erklärt Frau Zwanenburg. Dazu bedarf es einer kontinuierlichen Sensibilisierung und Schulung des Personals. Das Thema Rauchprävention wird beim KSA also weiterhin an der Tagesordnung bleiben. Dabei ist das Thema eingebettet in ein umfassendes strategisches BGM, das sich systematisch der Gesundheit und den Bedürfnissen der Mitarbeitenden annimmt.

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